Die Platzreife ist geschafft, die Mitgliedschaft abgeschlossen, der DGV-Ausweis ist angekommen. Jetzt steht der Golfkarriere nichts mehr im Wege. Mit allem frisch erlernten Wissen und Können (ein großes Wort für meine Stümperei auf dem Platz) wollte ich die ClubvorgabeHandicap größer als 36. von 54 schnell verbessern, die erst ab 36 offiziell „Handicap“ genannt wird. Leichter gesagt als getan.
Ich habe bald gemerkt: Beim Golfen ist es wie beim Autofahren. Man hat zwar die Erlaubnis in der Tasche, aber von Können kann noch nicht wirklich die Rede sein. Zumal ich feststellen musste, dass mir die Schläge vor dem Platzreifekurs viel besser gelungen sind als jetzt, mit dem Zertifikat in der Tasche.
Was hat mir Nick der Pro da nur beigebracht? Konnte das richtig sein? Nichts funktionierte mehr. Ich musste ganz von vorne beginnen. Es war ein zäher Anfang. Zum Glück hatte ein Kollege, der den Kurs mit mir absolviert hatte, ebenso Feuer für diesen Sport gefangen wie ich selbst.
Gemeinschaft auf dem Platz
Wir waren uns also schnell einig, dass wir künftig bei jeder passenden Gelegenheit gemeinsam auf den Platz gehen wollten. Das macht es einfacher, zumindest im Kopf. Man steht nicht allein auf weiter Flur, bzw. auf der Driving RangeDas Übungsgelände in einem Golfclub, bzw. speziell der Bereich für das lange Spiel mit Vollschwung (im Unterschied zum Chippen, Pitchen und Putten). , wo man schnell das Gefühl hat, dass man von den anderen belächelt wird.
Und auch das durfte ich bald lernen: Sicher gibt es auch beim Golf Mitmenschen, die wenig Verständnis für Anfänger haben, die wirklich Häme zeigen für die missratenen Versuche, den Ball einigermaßen weit und ebenso gerade zu schlagen.
Doch die meisten sind anders. Ähnlich wie bei Motorradfahrern, die sich bei Begegnungen auf der Straße grüßen, so zeigen Golfer ein Gemeinschaftsgefühl. Das fängt beim freundlichen Gruß auf dem Clubgelände an und hört bei der Anrede mit Vornamen noch lange nicht auf. Ungewohnt, aber nicht unangenehm.
Ich bin eigentlich ein eher schüchterner Typ und gehe dem Spiel mit fremden Golfern eher aus dem Weg. Wenn es sich aber dennoch irgendwie ergibt, dass ich mit mir bis dato Unbekannten gemeinsam auf die Runde gehe, dann bin ich – auch heute noch – immer positiv überrascht über Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft.
Aufmunternde Worte
Oft fallen aufmunternde Worte, wenn mir schon wieder ein Schlag misslingt. Wer den Sport souverän und mit Freude betreibt (wovon man ja ausgehen sollte), der erinnert sich in solchen Situation an seine eigenen ersten Gehversuche von Loch zu Loch. Und jeder muss sich eingestehen, dass auch er nicht als Meister vom Himmel gefallen ist.
Und so üben sich Flightpartner in Geduld, wenn der Anfänger den Spielbetrieb ein wenig bremst und es nicht so schnell vorangeht, wie es eigentlich geplant war. Es dauert halt, wenn man die Bahn nicht mit geraden und langen Schlägen spielt, sondern den Ball stattdessen von links nach rechts und wieder nach links befördert, weil man es eben noch nicht drauf hat.
Deshalb gibt es von anderen so manchen Tipp für mich, den Rookie. Und zwar auch heute noch, gut zehn Jahre nach der Platzreife, denn ich habe in dieser Dekade gut fünf Jahre aus unterschiedlichen Gründen pausieren müssen. Erst in der vorletzten Saison waren wieder Zeit und Muße vorhanden, mit dem Besteck auf den Platz zu gehen.
Und mittlerweile genieße ich es, dazuzugehören. Und dieses gute Gefühl hat nichts mit Elitegedanken zu tun. Es ist vielmehr das Wissen, unter Gleichen zu sein. Hierarchien, im Alltagsleben oft so unumgänglich wie auch manchmal unangenehm, sind auf dem FairwayEnglische Bezeichnung für die Spielbahn. Der kurzgemähte Bereich zwischen Abschlagsfläche und Grün. nicht vorhanden.
Ob da nun ein „Herr Doktor“ oder eine „Frau Müllentsorgerin“ (ich kenne Beispiele aus beiden Bereichen) auf die Runde geht, das interessiert nicht. Das gemeinsame Ziel, den Ball mit möglichst wenig Schläger in das verd… Loch zu befördern, eint die Golfer, egal, ob sie mit der Luxuskarosse oder dem Kleinwagen angereist sind.
Seit meinem Neubeginn vor zwei Jahren bemühe ich mich, zumindest zweimal im Monat auf der Driving Range zu stehen und hernach auch eine Runde zu gehen. Im Schnitt klappt das, doch um deutliche Verbesserungen in meinem Spiel feststellen zu können, reicht das dann doch nicht.
Die Ungeduld hat Schuld
Es liegt auch an meiner Ungeduld. Ich gebe es zu: Ich wärme mich auf der Range kaum auf, schlage schnell die ersten Bälle, allerdings zu Anfang mit gebremster Kraft. Generell verbringe ich zu wenig Zeit auf dem Übungsgelände und zu viel Zeit auf dem Platz selbst. Das steht im Gegensatz zu meiner anfänglichen Idee, die Clubvorgabe möglichst schnell herunterzuspielen.
Ich stehe zwar nicht mehr mit der 54 am Schläger, der Vorgabe, die jeder mit der Platzreife erhält. Ich habe drei Punkte weniger. Auf dem Ausweis steht also eine 51, die ich durch eine EDS-Runde erreichen konnte. Bei EDS-Runden geht man mit einem zweiten Spieler herum, der zählt, aufschreibt und mit Unterschrift das Ergebnis beglaubigt, das dann beim Club eingereicht und überprüft wird.
Nicht mehr so verbissen
Doch auch wenn ich nach wie vor gerne die 36 erreichen würde, weil man auf immer mehr Plätzen erst damit als Gastspieler zugelassen wird, so sehe ich das nicht mehr so verbissen und ernst wie noch vor Jahren.
Für mich ist es wichtig, dass ich auf der Runde Spaß und Freude habe, dass ich den Alltag vergessen und mit meinem Golfpartner fachsimpeln, aber auch scherzen kann. Das ist für mich mehr wert, als die Vorgaben-Zahl auf dem Clubausweis.
Dennoch möchte ich besser werden. Und dabei hilft vor allem eins: Man sollte sich von einem Pro schulen lassen. Also sollten mal ein paar Stunden gebucht werden, damit Schwungfehler erkannt und ausgemerzt werden können. Damit die Grundlage erneuert wird, auf deren Basis sich dann das eigene Spiel entwickeln und verbessern kann.
Und dann bleibt nur noch: Üben, üben, üben.
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