Für den anderen Golfer, der sonst schon wirklich alles hat


Veröffentlicht am   27.01.2025 von Kai
(Copyright jhenning)

Ich habe gerade etwas gefunden, was mich an Ronny O’Sullivan denken lässt. Ronny O’Sullivan? Kennen Sie nicht? Macht nichts, ich kenne ihn auch nicht persönlich, sondern nur aus der Flimmerkiste. Dort ist er im Spartenprogramm zu sehen, wenn er seiner Profession nachgeht. O’Sullivan ist Billardprofi, genauer gesagt: Er ist "DER" Billardprofi, er ist der beste Snooker-Spieler beziehungsweise der erfolgreichste Snooker-Spieler der Welt. Snooker ist die Billard-Variante an diesem 2 x 4 Meter großen Tisch mit den vielen roten und weiteren Kugeln in unterschiedlichen Farben.

Die linke oder die rechte Hand?

Ja, ok, was hat das nun mit Golf zu tun? Tja, das ist relativ einfach erklärt: Fast alle Billardspieler nutzen eine bestimmte Hand, um den Stock, das Queue, zu greifen und die andere, um das Queue zu führen. Sie haben es so von Anfang an gelernt, als Profis sicher auch Stunden, Tage, Wochen, Monate lang trainiert. Ein Tausch, Wechsel der Haltung, ist zwar scherzeshalber möglich, führt jedoch kaum zu größeren Erfolg. Vergleichbar ist das mit dem Versuch, einmal die andere, nicht "normale", als gewohnte Hand zum Schreiben mit Kugelschreiber oder Bleistift zu benutzen. Es fühlt sich nicht nur merkwürdig an, sondern das Ergebnis sieht auch ziemlich ungelenk aus.

So also auch beim Billard. Es sei denn, man ist Ronny O’Sullivan. Dieser Mann hat nicht nur das Talent, das ihn zum besten Snooker-Spieler der Welt werden ließ. Er ist auch "zweiseitig", er kann die Haltung des Queues wechseln. Sicher, er ist mit der "andersseitigen", also nicht normalen Haltung des Spielgeräts, nicht so sensationell gut, wie mit seiner Haupthand. Aber er ist gut genug, um gegen manchen Spieler in einem Turnier einfach mal mit gegenseitiger Haltung zu spielen und dennoch zu gewinnen.

Schläger eindeutig ausgerichtet

Ob O’Sullivan das auch beim Golf beherrschen würde (er spielt in seiner Freizeit tatsächlich), die Frage ist unbeantwortet. Und das liegt sicher nicht nur an dem Briten, der das sicher schon ausprobiert hätte, wenn es denn möglich wäre. Das ist es mit einem normalen Schlägersatz aber nicht. Der ist entweder auf Rechts- oder auf Linkshänder ausgelegt. Zu erkennen ist das an der Art, wie der Schlägerkopf sich vom Schaft abwendet. Die Seite der Schlagfläche wechselt je nach Haltung. Und wer hat schon einen doppelten Schlägersatz (für rechts und links) im Bag? Ich kenne niemanden.

Obwohl es manchmal sicher praktisch oder hilfreich wäre, wenn man einfach mal einen Schlag andersrum machen könnte. Es gibt zum Beispiel eine berühmte Turniersituation von Tiger Woods. Der hatte seinen Ball zwischen die Bäume geschlagen. Für den Schlag zurück aufs Grün stand nun ein Baum im Weg, der Schwung bis zum Ball war noch möglich, nach dem Treffer und dem Durchschwung würde der Schläger aber unweigerlich den Baum treffen. Da wäre es sicher hilfreich gewesen, den Ball mit einem "verkehrten Schläger" von der anderen Seite spielen zu können.

Woods hatte keine Wahl

Woods jedoch hatte keine Wahl, er opferte in dieser Situation einen Schläger. Er holte aus, schwang durch, traf den Ball und ließ den Schläger nach dem Treffmoment sofort los, um sich nicht zu verletzen. Wie richtig und wichtig dieses Loslassen war, konnte man danach dem Schläger ansehen, der den Baum mit voller Wucht getroffen hatte: Der Schaft war in deutlichem Winkel genickt, mit so viel Energie hatte Woods geschwungen und mit so viel Energie war der Schläger gegen den Baum geflogen.

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Der langen Vorrede kurzer Sinn: Das alles, diese Gedanken sind nun obsolet. Denn es gibt ihn, den beidseitigen Schläger. Diesmal nicht als verstellbare Variante des normalen Schlägerkopfes, sondern als "Janus-Schlägerkopf", nicht mit zwei Gesichtern, dafür aber mit zwei Schlagflächen.

Nein, keine Sorge, nicht der gesamte Eisensatz hat nun diesen Doppelkopf. Es ist nur ein Schläger – und der funktioniert als Chipper in schwierigen Lagen, so wie in der Situation, aus der sich Tiger Woods so eindrucksvoll und materialzerstörend rettete. Es geht also nicht um Distanz, nur um Rettung.

Training nur mit einem Schläger

Und so seh ich sie förmlich vor mir, die Golfer, die auf der Range jetzt den Driver und die Eisen im Bag lassen und nur noch mit diesem besonderen Schläger trainieren, von der einen, dann von der anderen Seite, dann wieder von der einen und von der anderen Seite, stundenlang.

Was jetzt klingt, als würde ich mich darüber lustig machen wollen, ist gar nicht so gemeint. Es ist vielmehr Mitleid mit der Golfschläger-Industrie, die sich Jahr für Jahr überlegen muss, wie sie es denn schafft, auch diesen oder jenen neu entwickelten Schlägersatz wieder an den Mann oder die Frau zu bringen, wie es die Marketing-Abteilung formulieren muss, damit klar wird: die neuen Schläger sind noch und wieder besser als die vom vergangenen Jahr, noch weitensicherer, noch fehlerverzeihender, noch wasweißichdenn? Ich spiele übrigens mit einem zehn Jahr alten Satz. Der reicht mir für den Spaß völlig aus.

Es musste gänzlich neu sein

Bevor sich die Industrie also unglaubwürdig macht in ihren angeblichen Neuentwicklungen und Verbesserungen, musste etwas Neues her. Und dann am besten etwas, das wirklich jeder Golfer benötigt und das es so tatsächlich noch nicht gibt. In diese Lücke stößt nun der Schläger mit dem beidseitigen Kopf.

Ich weiß nicht, wie Sie jetzt spontan darüber denken, aber ich habe es einmal versucht, probehalber andersherum zu schwingen. Es sah übel aus und fühlte sich auch so an. Ganz abgesehen davon, dass ich den Ball nicht getroffen habe. Und ich werde das sicher nicht üben für die eine Situation alle 2 bis 15 Runden, in der ich das mal gebrauchen könnte. Lieber feile ich noch etwas an meinem normalen Schwung, denn der ist auch so weitab von jeder Perfektion.

Erst, wenn ich's kann

Ich sag ihnen was: Ich werde mir den Schläger mit dem Doppelkopf an dem Tag zulegen, an dem ich aus vollem Herzen den alten Golferwitz ernst meinen werde: "Ich kann’s jetzt."


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